Stellungnahme der Hiller Grünen zur Planung von PV-Freiflächenanlagen
Die Gemeinde Hille steht, wie ganz Deutschland, vor der Herausforderung, bis 2045 klimaneutral zu werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Ausbau erneuerbarer Energien, allem Windenergie und Photovoltaik.
Durch die Aufhebung des Vorranggebiets für Windkraft und erste Projekte zur Förderung nachhaltiger Energieerzeugung wurden bereits erste Fortschritte erzielt. Als Hiller Grüne setzen wir uns dafür ein, dass auch PV-Freiflächenanlagen (PV-FFA) in unserer Gemeinde sinnvoll und nachhaltig integriert werden.
Unsere Haltung ist klar: Wir unterstützen den Ausbau von PV-FFA, bevorzugen jedoch Lösungen, die keine unnötige Belastung für die landwirtschaftliche Nutzung oder die Biodiversität darstellen. Es geht am ökologischen Gedanken vorbei, wenn wir die Gemeinde Hille durch jeder Menge Freiflächenanlagen mit ausreichend Strom versorgen können, wir aber deutlich mehr Lebens- und Futtermittel importieren müssen. Kurzum: Es gilt eine angemessene Balance zu finden zwischen Flächen für Nahrungsproduktion und Flächen für Energieerzeugung. Flächen, die bereits versiegelt sind – wie Dächer oder Parkplätze – sollten vorrangig genutzt werden. Dennoch wissen wir, dass diese Flächen allein nicht ausreichen werden, um den Energiebedarf zu decken.
Mit einem künftigen Gesamtenergiebedarf von geschätzten 204,5 GWh pro Jahr trägt Hille Verantwortung, einen gerechten Beitrag zur Energiewende zu leisten. Dieser Wert basiert auf einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 13.000 kWh, wie er in der Studie von Agora „Klimaneutrales Deutschland 2045“ angegeben ist. Mit 15.731 Einwohnern ergibt sich daraus die Zielgröße für die Energieerzeugung.
Um den Gesamtenergiebedarf zu decken, setzen wir auf eine Kombination aus Windkraft, Dach-PV und PV-Freiflächenanlagen. Mit einer Annahme von 8 Windkraftanlagen könnten 52,56 GWh pro Jahr bereitgestellt werden – das entspricht 25,7 % des Gesamtbedarfs.
Schätzungen zufolge (gemäß „Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Minden-Lübbecke“ vom 30.6.2019) stehen in Hille etwa 72 GWh an möglichem Stromertrag durch Dachflächen zur Verfügung. Mit einem angenommenen Beitrag von 50 GWh durch Dach-PV würden weitere 24,4 % des Gesamtbedarfs gedeckt werden. Dies erfordert jedoch ein entschlossenes Handeln jedes Einzelnen: Die Installation von PV-Anlagen auf privaten und gewerblichen Gebäuden wird zu einer gemeinsamen Aufgabe, die maßgeblich zur Energiewende beiträgt.
PV-Freiflächenanlagen und weitere erneuerbare Energien sollen den verbleibenden Bedarf von 101,94 GWh pro Jahr decken. Um diese Energiemenge ausschließlich über PV-FFA bereitzustellen, wären 101,94 Hektar Fläche notwendig – das entspricht 0,99 % der Gesamtfläche der Gemeinde.
Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, haben die Hiller Grünen Kriterien erarbeitet und einen Antrag gestellt, sodass ein Konzept für PV-FFA in Hille erstellt wird. Über diesen Antrag wird am 12.12.24 in der Ratssitzung abgestimmt.
Am wichtigsten ist uns das Kriterium der Effizienz. Wenn schon Flächen verbaut werden, sollen diese optimal genutzt werden. Firmen sollen also nicht leistungsschwache Module auf einer größeren Fläche aufstellen, um Kosten zu sparen. Fläche ist ein kostbares Gut! Daher verlangen wir, dass Module mit einer Effizienz von mindestens 85% des zum Bauvorhaben aktuellen Marktstandards verwendet werden. Da davon auszugehen ist, dass die Module sich stetig verbessern, müsste im Optimalfall also immer weniger Fläche für dieselbe Leistung bebaut werden. So schreibt z.B. das Umweltbundesamt in einem Artikel vom Dezember 2023, dass im Jahr 2006 noch 4,1 ha/MW (Hektar pro Megawatt) benötigt wurden und 2021 nur noch ca. 1 ha/MW.
Ein weiterer Punkt ist die Priorisierung minderwertiger Flächen: Zusätzlich zur bestehenden Regelung des EEG, das Flächen mit einem Bodenwert unter 55 zulässt, sollen im Konzept die am wenigsten wertvollen Flächen der Gemeinde identifiziert und in einem Potentialflächenkataster dargestellt werden, sodass diese, wenn sie zu Verfügung stehen, voranging verplant werden können.
Wir sehen in kleineren, dezentralen Anlagen klare Vorteile: Der Bedarf am langfristigen Netzausbau kann deutlich reduziert werden, da Strom näher am Verbrauchsort erzeugt wird, was den Transportbedarf und die Belastung der überregionalen Netze verringert. Durch Wärmepumpen und E-Autos steigt die Nachfrage an Strom und teure Investitionen in den Netzausbau, deren Kosten auf die Endkunden umgelegt werden, könnten teilweise vermieden werden. Kleinere Anlagen lassen sich leichter in die Landschaft integrieren und können auch ungenutzte oder weniger geeignete Flächen effizient erschließen.
Des Weiteren sollte eine Doppelnutzung der Flächen angestrebt werden, beispielsweise durch Agri-PV oder die Beweidung unter den Anlagen. Bisher wird dies vor allem mit Schafen erfolgreich umgesetzt, ob eine Anpassung für andere Nutztiere wie Rinder möglich ist, wäre zu prüfen. Auch die Haltung von Hühnern auf diesen Flächen könnte eine interessante Option darstellen.
Wie bei der ersten PV-FFA in Hille wird eine heimische Hecke um die Anlage gefordert sowie Ein- und Ausgänge in der Umzäunung für Wildtiere, sollte keine Doppelnutzung möglich sein.
Zentral ist, dass die Gemeinde erst ein geeignetes Konzept entwickelt, bevor über weitere PV-Freiflächenanlagen entschieden wird.
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